Montag, 31. März 2008

Der Tanz auf dem Vulkan

Am Mittwoch war es endlich soweit und ich durfte den Tavurvur ganz aus der Nähe kennen lernen. Ich war mit John vom Observatorium und seinem Sohn aufgebrochen um den jüngsten Lavastrom aus dem jahr 2006 mit unseren GPS Geräten zu vermessen. Der Lavastrom hatte damals die Küste um einige hundert Meter verschoben und einen kleinen Tsunami erzeugt als er aufs Meer traf.

Der Mt. Tavur spuckte munter Aschewolken, während wir uns ihm vorsichtig bis auf etwa 150 – 200 m näherten, in der Aussicht auf frische vulkanische Bomben für meine Probensammlung. Bomben sind Lava- oder andere Gesteinsfragmente in etwa der Größe eines Fußballs, die teils noch glühend aus dem Krater geschleudert werden. Immer wenn der Vulkan für einige Sekunden sein übliches Grummeln einstellte wurden wir besonders vorsichtig, denn dann spukte er wenig später ein gutes Dutzend Bomben etwa 300 m unter ohrenbetäubendem Lärm in die Luft. Dann heißt es stehen bleiben und die Bomben auf einen zu fallen sehen, nur so kann man bestimmen wo sie landen werden und eventuell einen Schritt zur Seite machen. Wer in Panik weg rennt wird sonst vielleicht von hinten erschlagen.

Doch Tavurvur wollte sich nicht länger beobachten lassen, wurde immer wilder und schleuderte auf einmal in einer viel größeren Explosion Blöcke in der Größe eines Kinderwagens aus seinem Krater. Als diese in einiger Entfernung nieder gingen und anfingen den Kraterhang auf uns zu zu rollen kannten wir schließlich auch kein Halten mehr und rannten und sprangen über die scharfkantigen Lavablöcke des Hanges in Sicherheit!

Der Block der auf uns zu kam war noch so heiß, dass ich locker eine Zigarette daran hätte anzünden können. Auf dem Bild sieht man einen Riss, der ihn durchzieht und der den blick auf sein glühendes Inneres preis gibt:)

Montag, 24. März 2008

Die Duke of Yorks


Mein Hoehepunkt des Praktikums war bisher der Ausflug zu den Duke of York Islands um dort einen Seismometer im Dschungel mit einer neuen Batterie zu versehen. Es ging zu dieser vorgelagerten Insel mit einem Bananboat ueber den Simpson Harbour. An uns vorbei zogen wahrend der anderthalbstuendigen fahrt immer wieder Delfine und fliegende Fische bis wir dann an einem blendend weissen Strand aufliefen und von Kindern die aus dem nahe gelegenen Fischerdorf gerannt kamen begruesst wurden.

Wahre Suedsee!


Jeden Morgen das gleiche Ritual


Nachdem ich mit dem alten Toyotabus von meinen Kollegen an meinem Haeuschen abgeholt worden bin, ruckeln wir die etwa 2 km lange Serpentinenstrasse den Observatory Hill rauf. Dort angekommen heisst es dann erst einmal Papierrollen wechseln. Auf diesen Rollen wurden in den letzten 24 Stunden die seismischen Aktivitaeten rund um die Bucht von Rabaul aufgezeichnet. Die Seismographen hier im Observatorium empfangen dabei per Funk Daten von rund zehn Seismometern, das sind im Prinzip kleine Mikrofone, die man in den Boden eingegraben hat.
Eigentlich muessten dann ueber den Tag die Daten ausgelesen werden, wir wollen ja schliesslich den Vulkan “observieren”, das nimmt man hier aber nicht so genau und da wir zur Zeit unterbesetzt sind, muss der Vulkan halt zu einem anderen Zeitpunkt richtig gross ausbrechen ;-)
Aber es gibt ausserdem ja noch die Messung der Bodenhebebung in der Caldera, die ist auch viel einfacher zu ueberwachen;-). Und die sagt uns zur Zeit, dass keine groessere Menge an Magma in das System eingedrungen ist und das folglich kein gefaehrlicher Ausbruch zu erwarten sei.
Sowas beruhigt die Leute in Rabaul allerdings nicht gerade, wo es doch schon seit zwei Wochen Asche regnet. Aber der Tavurvur ist nun einmal einer der aktivsten Vulkane der Welt und so muss man sich an seine Launen halt gewoehnen.

Und Er muss sich daran gewoehnen sich keinen katastrophalen Ausbruch zu erlauben, wenn hier mal wieder keiner die Muse findet ihn zu ueberwachen.
Und bitte erst recht nicht an Ostern!

Am WE ist Ostern...

...und das bedeutet hier grosse Aufrgeung. Es gibt unzaehlige christliche Glaubensrichtungen. Da waeren die SDA (die Sieben Tages Adventisten), die Methodisten, die Unity Church, natuerlich die Katholiken und und und…
Eben je nachdem an welchem Strand hier welche Missionare gelandet sind. Ueber die Jahre hinweg kamen da Deutsche, Australier, Amerikaner und jedesmal wurde den Leuten hier klar gemacht, dass sie schon wieder den falschen Glauben verfolgen.
Heute ist das ganze ein wenig unkomplizierter. Jeder sucht sich hier die Kirche aus, die am besten zu ihm passt, oder eher die, die die beste Betreuung verspricht. Da will das Schulgeld fuer die Kinder bezahlt und Schulplatz und Medikamente bereitgestellt werden, sonst kann hier eine Gemeinde ihre Schaefchen nicht halten, bei der Konkurrenz!
Die Gottesdienste derweil muessen wohl ein kleines Erlebniss sein, dass ich mir an Ostern dann doch auch mal ansehen mag. Ich hoere nur jeden Tag in meinem Observatorium die melanesischen Gesaenge aus den Kirchen am Hang des Observatory Hills zu mir herauf branden. Hoert sich an wie eine Mischung aus Gospel und Stammesritual, dazu die sonore Predigt, die natuerlich in Pidgin aus den knisternden Lautsprechern schallt. Ich bin gespannt!

Aber in welche Kirche geh ich denn jetzt blos?!?

Mittwoch, 19. März 2008


Mein Haus am Tunnel Hill

Ich habe in meinem Haus ein Klo gefunden. Hoert sich seltsam an, aber das Haus hat 5 Zimmer und ich nutze eigentlich nur den Salon...
Das Klo kann man prima mit einem Eimer Regenwasser spuelen, na das ist doch mal was!
Wer will da schon zurueck ins Hotel und dafuer auch noch bezahlen.
Ich wohne in meinem Haus jetzt seit fuenf tagen und will da nicht mehr raus. Es kostet mich nichts, da es zum Observatorium gehoert und eigentlich nicht wirklich bezugsfaehig ist.
An einigen Stellen ist das Dach durchgerostet, es gibt kein Wasser und es hat einige Loecher im Boden (die Haueser stehen hier auf Stelzen). Aber ich habe jede Menge sauberes Regenwasser und eine Tolaifamilie die nach dem Haus sieht und mir fast jeden Abend landestypisches Essen bringt. Derweil passen ihre Hunde auf mich auf.
Das ist beruhigend, denn nach dem Mord am WE wurden in der Stadt ein paar Haeuser angezuendet. Aber keine Angst, das waren alles keine Haeuser der Tolais, des hier ansaessigen Stammes und schon gar keine Haeser des Governments.

Der Konflikt, der sich aus dem Mord ergeben hat wird wohl auch bald wieder abschwellen, die Stammesaeltesten beratschlagen angeblich schon. Auf kurz oder lang heisst das, dass die Bevoelkerungsgruppe aus der Sepik, die hier illegal Land besetzt haelt, wohl ausgewiesen wird.
Aus dieser Bevoelkerungsgruppe stammte auch der Moerder vom Samstag...
-Wie wuerden die Deutschen da reagieren, wenn jemand in ihrem Land wohnt, nicht arbeitet und dann auch noch kriminell wird?- Wird man von den Locals hier gefragt...

Ich halte mich da lieber zurueck und erwaehne nichts von den Schweinerein deutscher Skins oder der Wahlkampagnen eines Herrn Koch...

Montag, 17. März 2008

Der Mt. Tavur...


keine Ruhe. Seit zwei Tagen hat sich jetzt zur andauernden Eruption von Aschewolken ein bedrohliches Grollen gesellt. Dieser Donner ist so laut wie ein startender Jet und ertönt alle 5 bin 10 Sekunden. Trotzdem herrscht hier im Observatorium die Ruhe schlecht hin, obwohl eigentlich keiner so genau wissen dürfte wie es um den Vulkan steht. Da nämlich noch zwei weitere Vulkane in PNG ausgebrochen sind, sind die zuständigen Personen ausgeflogen und keiner analysiert die täglich eingehenden Daten. Sehr beruhigend:)


Derweil hat sich hier in der Stadt eine ganz andere Aufregung ergeben. Am Samstagabend wurde nach einem Discobesuch ein junger Mann brutal ermordet und entmannt. Vermutlich hatte er mit der falschen Frau getanzt. PNG ist halt immer noch Stammesland und da muss so etwas gerächt werden, erst recht wenn der Widersacher von einem anderen Stamm ist. Aber Rabaul ist eine kleine Stadt und so kamen die Täter nicht weit. Als ich am Sonntagabend an der Polizeistation vorbeiging, war dort eine große Menschenmenge versammelt, die vollkommen in Rage das ausfahrende Polizeiauto beschimpfte und bespuckte. Die darin sitzenden Verdächtigen mussten aus Schutz vor Racheakten in die Nachbarstadt gefahren werden...

Samstag, 15. März 2008


hallo und beste gruesse aus Rabaul

hier laeuft zur zeit alles anders als gedacht aber man lebt sich ein, der Vulkan raucht und die Menschen sind weiterhin bedroehnt und ich kaufe mich dumm und daemlich in den supamakets und auf dem grossen Markt (siehe Foto) . heute gibts auch noch ein foto von meinem Lieblingsplatz oben am observatorium mit Blick ueber die stadt und auf den rauchenden vulkan.
ach und ich wohne jetzt in einem riesigen Herrenhaus umsonst ohne Strom und fliessendem Wasser und ohne Klo...

Mittwoch, 12. März 2008

Rabaul


Rabaul ist nicht nur von einer Reihe Vulkanen umgeben, es liegt sogar im Grunde direkt in einem Vulkan. Die Rabaul Caldera ist eine 14x9km große Schüssel, die beim Einsturz eines alten Vulkangebäudes entlang eines vulkanischen Inselbogens entstand. Dieser Tatsache verdankt Rabaul seinen tiefen naturhafen in dem wie heute rießige Ozeandampfer anlegen können um alte weiße Touristen auf Rabauls tropische Märkte zu entladen. Dieser Hafen war im 19. Jhd. Anlaufpunkt deutscher Schiffe in der ehemaligen Kolonie. Im 2. WK wurde der Hafen japanischer Stützpunkt und Japaner und Amerikaner bekämpften sich hier bis aufs Blut. Die ganze Stadt ist noch heute von unterirdischen Tunnelanlagen durchlöchert, die die Japaner zur Verteidigung errichteten.

Nach dem Krieg florierte Rabaul und wurde die Perle des Südwestpazifik genannt. Es gab große Märkte und eine florierende Industrie sowie regen Tourismus. Bis im Jahr 1994 Die Vulkane Tavurvur und Vulcan an den Innenflanken der Caldera gleichzeitig ausbrachen und über Wochen Rabaul unter einer meterdicken Ascheschicht begruben. Vulkanische Asche hat in etwa die Dichte von Zement und nur wenige Zentimeter reichten um die Dächer der Häuser zum Einsturz zu bringen. Von den ehemals 20.000 Einwohnern leben heute nur noch 5 .000 in Rabaul. Der Norden der Stadt ist komplett verschwunden aber im Süden floriert schon wieder das Leben und es siedeln sich wieder mehr Leute an.

Also viel zu tun für das Observatorium...

Drogen

In Papua Neuguinea und besonders hier in Rabaul sind die Leute ständig auf Droge. Fast jeder kaut zu jeglicher Tageszeit auf einem roten Brei rum, der die Sinne betäubt und zur allgemeinen Gelassenheit und Unaufgeregtheit beiträgt. Dieser Brei wird Buai genannt, besteht aus Betelnuss, Kalkpulver und Wasser, die im Mund zerkaut werden und Lippen und Zähnen den charakteristischen Rotton verleihen, das ganze gepaart mit einem drögen Grinsen. Wenn man genug davon hat rotzt man den roten Sud einfach irgendwohin und trägt damit zur Verschönerung des Straßenbelags bei

4. Tag in Rabaul


Der Mt. Tuvur ist jetzt seit meiner Ankunft aktiv und speit täglich Aschewolken. Diese sind bisher von der Stadt weg geweht worden, doch heute hat sich die Windrichtung geändert und es schneite feinste Aschepartikel in Rabaul. Die Bewohner sind das schon gewohnt und ziehen sich Tücher über das Gesicht oder gleich den ganzen Kopf. Der Staub legt sich auf alles und kriecht in die kleinsten Ritzen und Poren. Er greift elektrische Apparate und Metalle an und lässt die Wellblechdächer genauso schnell wie meine Schuhösen rosten. Ziemlich Gewöhnungsbedürftig diese Art von Schnee, die mich die nächsten Wochen begleiten wird. Deutsche Feinstaubdebatten wirken gegen so was plötzlich ganz schön übertrieben.

Im Observatorium steht für mich noch nicht viel an. Irgendwie hat man noch keinen richtigen Plan was man mit mir alles machen soll. So viele Inspektionen, Kartierungen und Instandsetzungen fallen an denen ich doch auf jeden Fall teilnehmen soll. Aber es passiert gar nichts. De facto ist hier sowieso der Tag nach der Routineablesung der Instrumente so gut wie gelaufen und man gibt sich der pazifischen Gelassenheit hin, wird alles morgen erledigt...

Samstag, 8. März 2008

endlich in rabaul


So es ist endlich geschafft. Nach 75h Reise bin ich heute morgen am 8.3 in Rabaul angekommen. Hinter mir liegt ein unspektakulärer Tag in der Backpacker-Falle Cairns und ein chaotischer Tag in Port Moresby, der Hauptstadt Papuas. Dort sah erst alles gut aus. Einreise, Zoll- und Visaformalitäten waren schnell erledigt und ich haette meinen Anschlussflug problemlos bekommen koennen. Wenn dieser nicht ausgefallen waere! So wurde ich nach langem Warten und quaelender Ungewissheit von der Air Nuigini ins noble Crown Plaza Hotel geliefert, wo ich erst mal richtig entspannen konnte. In einer der gefaerlichsten Staedte der Suedhalbkugel wird man dabei mit irrer Geschindigkeit ohne Ruecksicht auf Verluste durch die Stadt zu dem einem Hochsicherheitstrakt gleichenden Hotel gekarrt um nicht von Wegelageren aufgehalten und ausgeraubt zu werden. Schließlich gabs dann in den Morgenstunden des naechsten tages einen Ersatzflug nach Rabaul. In den Sonnenaufgang über der Suedsee zu fliegen hat auch etwas ganz besonderes.Tja und jetzt sitze ich hier in Rabaul unter der Veranda meines heruntergekommenen Hotels und frage mich warum ich eigentlich hier bin. Die Stadt ist nur noch der Schatten ihres einstigen Ruhms. Die Eruption von 1994 hat Rabaul wirklich arg zerstört und unter der meterdicken Asche geht jegliche Suedseeromantik verloren. Heute stand ich auf dem ehemaligen Flugplatz, er ist nicht mehr als das Fundament des Towers der aus der grauen mineralischen Masse ragt. Als gegen Nachmittag der Mt. Vulcan eine kleine Aschewolke in den Himmel bläst und diese sich majestätisch vor der Palmenkulisse in den Himmel schraubt faelllt mir wieder ein warum ich hier bin.Es werden zwei einsame aber auch extrem spannende Monate...

Montag, 3. März 2008

es geht los


Endlich...
Nachdem mein Praktikum von langer Hand geplant wurde, Finanzierungen von geklärt , Diskussionen mit Reisebüros und Visaagenturen geführt werden mussten steht nun meine Reise. Und morgen Abend soll es tatsächlich losgehen.
Hier eben eine Übersicht:
Ich fliege um 23.30 von Frankfurt über Singapur nach Cairns. Dort gilt es dann einen ganzen Tag zu verbringen ehe es dann mit den topmodernen Flugzeugen der Air Nuigini weiter geht nach Port Moresby, der vermeintlich schmutzigsten und gewalttätigsten Stadt Papua Neuguineas (wenn man unserem Auswärtigen Amt glauben darf...). In Port Moresby hab ich aber nur 1,5h Aufenthalt; und hier kommt auch schon mein größtes Problem, das mich nächtelang nicht schlafen ließ.
Wie schaffe ich es meinen Anschlussflug zu bekommen und gleichzeitig in so kurzer Zeit noch ein Visum zu beantragen, denn das hab ich leider immer noch nicht...
Dafür danke ich nochmals der Botschaft Papua Neuguineas, deren Sitz in Brüssel mir keine Chance gab mir ein Visum im Voraus zu besorgen.
Sollte diese Hürde genommen sein lande ich voraussichtlich am Abend des 7.3 (ja richtig ich war dann 3 Tage unterwegs) in Rabaul, der Perle des Südwestpazifik und werde dort erstmal im Hammas Hotel unterkommen. Am 8. gehts dann endlich auf die Vulkane. 
Ich bin gespannt...