Freitag, 25. April 2008

Abschied von Rabaul

Heute ist mein letzter Praktikumstag.

Mein Abschied von den vielen netten Menschen, die ich hier kennen lernen durfte, ist schon ein wenig traurig, der von Rabaul im Moment jedoch keineswegs. Ich könnte mich zu keinem besseren Zeitpunkt verabschieden. Heute gingen 3 cm Asche nieder!!! Ganz Rabaul ist grau, die Menschen laufen mit Tüchern über dem kopf und Atemmasken vorm Gesicht durch die Straßen oder verstecken sich unter Plastikplanen auf den Ladeflächen der Pickups. Und die Aschwolke steht genau über meinem Haus, dem Markt und dem Observatorium, nicht wie üblich über dem Nordende der Stadt. Die Trockensaison hat mit diesen Windverhältnissen jetzt offiziell angefangen und wird Rabaul mit Asche für die nächsten 7-8 Monate überziehen. Da der Tavurvur zurzeit sehr kontinuirlich Asche auswirft wird das für Rabaul ein hartes Jahr. In wenigen Wochen wird dann das Nonga Krankenhaus wie jedes Jahr schließen und das Wasser knapp werden. Die Menschen werden Atemwegserkrankungen bekommen und der Tourismus erliegen. Bis der Wind wieder dreht und Rabaul wieder aufblüht, jedes Jahr ein Stückchen mehr bis zur großen Katastrophe – schönes trauriges Rabaul, Ich werde dich vermissen!



















Aber die Reise geht ja weiter. Die Vulkane lasse ich hinter mir und begebe mich jetzt in kavieng ins Unterwasserparadies. Danach steht eine Woche Erholung fuer den Stadtmenschen in mir in Sydney an und dort treffe ich auch endlich Britta wieder:)...

Montag, 21. April 2008

auf Probensuche in der Hoelle und im Paradies






An diesem WE ging es mit dem bananaboat und einem 40 Ps Aussenborder rund um die Gazelle Peninsula, welche die Bucht von Rabaul umschliest, auf Probensuche. Ich möchte naemlich zurueck in Bonn die Isotopenverhaeltnisse der Gesteine, im Rahmen meiner Diplomarbeit, bestimmen. Dafür brauche ich moeglichts viele Gesteine der Vulkane New Britains und davon hats in Rabaul ja einige. Nachdem ich bereits Bomben vom Tavuvur eingesammelt habe, war ich an diesem WE auf Gesteine der alten Stratovulkane ausserhalb der Caldera aus.
Doch die erwiesen sich entweder als, unter dem tropischen Klima, total verwittert oder aber als schweinehart und mein Begleiter Jonathan und ich muehten uns teilweise bis zu einer halben Stunde abwechselnd mit dem schweren Vorschlaghammer an den Steinen ab. Dazu kam, dass der Vulkan Talvat, im Schatten das Tavurvurs, nur noch ein von T. Asche zur schwarzen toten Zone verwelkter Berg mir eine ganz neue Erfahrung schenkte. Beissender, schwarzer Schlammregen ging an seinen Flanken, ausgeloest durch Tavurvurs Aschewolke uerber uns, nieder. Man kann sich das schwer vorstellen, aber es fallen tatsaechlich dicke Tropfen schwarzen Schlamms auf einen nieder und im nu waren wir und unser Boot von einer klebrigen, bitteren und schwefligen Schicht Schlamm bedeckt. Aus dieser Hölle flohen wir so schnell es ging mit dem Boot und leider nur geringer Probenausbeute...jedoch direkt hinein ins Paradies!
Nachdem wir wunderschoene Buchten an den Flanken des Kombiu hinter uns gelassen hatten steuerten wir mit dem kleinen Boot auf offene See hinaus rueber zur kleinen Watom Island. Dem schoensten Fleck Erde, den ich je gesehen habe:)
Aus dem Meer ragt die 1,5km im Durchmesser fassende Vulkaninsel mit steilen Kalkklippen und dichtem tropischen Regenwald hervor. In malerischen Buchten liegen kleine Auslegerkanus am Strand und durch die winzigen Doerfer fliessen klare Baeche, die die Bewohner, die in Pfahlhaeusern leben, mit Wasser fuer ihre pitoresken Gaerten versorgen. Diese sind mit kleinen Zaeunen gegen die ueberall umher wuselnden Schweine geschuetzt. An den Buchten und den farbenfrohen vorgelagerten Riffen sieht man unzaehlige Kinder mit einfachen Schwimmbrillen und kleinen Kanus, der schoensten Kindheit der Welt, beim Baden,Tollen und Kokosnuesse pfluecken, nachgehen.
Mit staunenden Augen beobachteten sie wie die beiden vom Festland gekommen auf ihren Steinen rumhaemmerten, machten froehliche Faxen vor meiner Kamera und riefen noch lange unsere Namen bis wir in die naechste Bucht einkehrten.
Und dann kam diese wunderbare geheimnissvolle Bucht, die uns zwar nur einen einzigen vulkanischen Stein präsentieren sollte, die jedoch von hohen Klippen in ein ganz besonders tiefes Blau getaucht wurde. Sie muss etwa 30 m tiefes Wasser gehabt haben und in ihre Mitte ragte ein Korallenblock aus der Tiefe mit Cobaltblauen Seesternen und gestreiften Kleinfischen zwischen den farbenfrohen Weichkorallen. In eine der Klippen hatten die Japaner waehrend des WK2 eine tiefe Hoehle geschlagen um Boote zu verstecken. Die Bucht hatte so magische Anziehung auf mich, dass ich mir von einem der kleinen Jungen, die dort badeten, die mit Kuechengummi zusammengehaltene Schwimmbrille lieh und ins tiefe Blau sprang um all diese Schoenheit bewundern zu koennen. In die Hoehle hab ich mich dann doch nicht getraut, wer weiss was in dieser Schwaerze bereits auf mich lauerte:)
Es war ein anstrengender Ausflug, aber mal wieder eine Bestaetigung dafuer, warum ich zur Zeit oft einfach nur denke: „Wie toll ist es Geologe zu sein“:)
Wunderbares Papua Neu Guinea!

Freitag, 18. April 2008

Der Berg spuckt Feuer

Dieser Post ist fuer alle Geologen da draussen und fuer die anderen natuerlich auch:
Gestern Nacht wurde ich Zeuge eines wunderbaren Schauspiels. Tavurvur, der eigentlich eher vulkanische, also asche- und fragmentreiche, Eruptionen erzeugt, wechselte zu einer strombolianischen Eruption. Diese, besonders Nachts unglaublich spektakulären, Ausbrüche erzeugen Fontaenen aus Lavafragmenten und heissen Bomben, die den Krater in ein wunderbares Gluehen versetzen. Die Bucht von Rabaul wurde von Tavurvur erleuchtet, ganz so als sei es der Namensgeber Stromboli in Italien. Das Foto, das ich davon in der Nacht geschossen habe ziert heute die nationale Tageszeitung, PNG Post Courier:)
Aber es wird noch besser:
Wir gehen davon aus, dass die strombolianische Eruption eine Art „Fruehjahrsputz“ im Krater war und das in dieser Nacht alte Lava, die von den letzten Eruptionen um 2006 noch im Schlot war, heraus gequetscht wurde. Denn was wir jetzt im Krater sehen, und das ist nun wirklich ungewoehnlich fuer eher basische Inselvulkane, ist das langsame Wachsen eines Domes innerhalb des Kraters.
Juhu – strombolianisch und dann auch noch ein Dom – mein Herz schlägt höher!
Für nicht eingeweihte: Ein Dom entsteht, wenn hoch viskose SiO2 reichere Lava wie eingetrocknete Zahnpasta aus dem Schlot geschoben wird. Diese Dome können allerdings nicht ewig wachsen und kollabieren irgendwann unter ihrem eigenen Gewicht, wobei sie die gefuerchteten pyroklastischen Stroeme erzeugen können. Bei diesen schiesst ein Gemisch aus heissen Gasen, Asche und Gesteinsfragmenten mit rasender Geschwindigkeit die Flanken eines Vulkanes hinab zerstoert alles was sich in den Weg stellt. Bleibt zu hoffen, dass der Dom nicht all zu weit über die Flanken des Kraterrandes hinaus wachsen wird und die vorgelagerte dicht besiedelte Matupit Island ausser Gefahr bleibt.
Es verspricht eine spannende letzte Woche für mich in Rabaul zu werden, denn am Samstag ist mein Praktikum schon um und es geht weiter nach Kavieng auf die Nachbarinsel New Ireland, dort werde ich einen Aufbau-Tauchkurs in den schönsten Gewässern des Pazifik machen.
Also Tavurvur, wenn du noch was Grosses planst – Beeil dich!

Ist er nicht wunderschoen?

Der langsam wachsende Dom hinter dem Kraterrand durch ein Teleskop. Der Dom hat jetzt etwa die groesse eines dreistoeckigen Hauses

Sonntag, 13. April 2008

mmmhhh lecker...

“Wer ein reichhaltiges Angebot an exotischen Zutaten, schmackhaften Gewuerzen und tollen Fischspezialitaeten a la Suedsee erwartet ist in Papua Neu Guinea am falschen Platz – einfache fade Kost bestehend aus Reis oder staerkehaltigen Knollen bestimmen neben seltsamen Essgewohnheiten, wie in Schweineblut geschwenkten Farnblaettern das Bild.”

So oder so aehnlich beschreiben Lonely Planet und Co das Speisenangebot.
Ich habe hier in Rabaul ganz andere Erfahrungen gemacht. Zwar ernaehre ich mich hin und wieder auch nur von den westlichen oder besser asiatischen Lebensmitteln, die in die Supamakets einzug gehalten haben, also 2 Minute Noodles, Dosenfisch und Armee Cracker… Jedoch habe ich durch die Naehe zu gleich zwei Tolaifamilien oft und viel vom lokalen Essen kennengelernt. Wer auf exotisches Gmuese steht wird PNG lieben. Da waeren zum einen die Sueskartoffelsorten, wie Caucau (wirklich sues) oder Taro (riesen Knollen) oder Singapo (gar nicht so sues, eher wie ne richtige Kartoffel) und dann die sogenannten Greens oder Kumu, das sind Spinat aehnliche Gewaechse, die ueberall als Unkraut oder “Arme Leute Essen” gedeihen und die unwahrscheinlich lecker sind. Das ganze wird meist in Kokosmilch gegart und mit frischem Fisch oder Huehnchen serviert. Ich habe selten nahrhafteres und besser schmeckendes gegessen. Als Gewuerze dienen dabei nur reichlich Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Salz. Der Fisch den man hier vor Ort fangen kann ist auch absolut fabelhaft, Redsnapper, Thunfisch, Makrelen, Schwertfisch alle direkt vor der Haustuere mit kleinen Kanus gefangen. Das ganze koennte so schoen sein, wenn die Locals das ganze zu schaetzen wuessten. Statt dessen kochen sie liebend gerne Reis, der hier nicht waechst und asiatischen Dosenfisch, der scheusslich schmeckt und von minderster Qualitaet ist. Oder sie kaufen die Fischreste von den Fangflotten die im Hafen vor Anker liegen und die ihre Reste stark gesalzen und somit haltbar gemacht gegen Dinge des Alltags mit den Locals auf offener See tauschen. Doch warum moegen die Locals das ganze? Es ist nicht etwa billiger, doch die allumfassende Werbung in den Supamakets und im Radio scheint ihnen ein Gefuehl von westlichem Leben vorzuspielen, zudem sind alle Lebensmittel angeblich mit Vitaminen und wichtigen Naehrstoffen angereichert und sowieso “the mothers choice”. Ich bezweifle, dass die oertlichen Gemuese keine Vitamine haetten. Aber die lokalen Zubereitungsarten, wie zum Besispiel das Mumu (Kochen mithilfe eines heissen Steins, der auf das in Banenblaettr gewickelte Essen gelegt wird) benoetigen ihre Zeit und Aufmerksamkeit.

Schade das PNG diese Traditionen zumindest an den Kuesten zu verlieren droht…

Montag, 7. April 2008

Die Nacht auf dem kahlen Berge.

Am WE stand für mich endlich mal eine schöne Trekking Tour an. Ich wollte mir einen Guide anheuern um auf den Kombiu, den höchsten der erloschenen Vulkane um Rabaul, zu steigen. Mein erfahrener Guide waren letzendlich drei halbstarke kleine Jungs mit Buschmessern so groß wie sie selbst, die mich auf wilden Pfade durch den Dschungel und weiter oben durch eine Landschaft aus mannshohen Riedgräsern scheuchten. Als die Vegetation immer geringer wurde engte sich auch die Sicht ein und wir liefen, nachdem wir zuvor noch in stickigem Busch unterwegs waren, plötzlich durch einen eiskalten schneidenden Wind mitten in den Wolken. Nach einer zweistündigen Hast hatten wir die 640 m geschafft. Angeblich waren wir oben, wenn ich auch wegen des Nebels keine drei Meter weit schauen konnte.

Ich baute schnell mein Zelt auf einem schmalen Grat auf und schickte meine Guides wieder ins Tal um mich am nächsten Morgen wieder aufzulesen. In der Nacht, die recht schnell kam, musste ich mein Zelt wegen des orkanartigen Windes dann noch in den Windschatten der hohen Gräßer ziehen um nicht weg geblasen zu werden und so verbrachte ich eine schlaflose Nacht umrahmt von der Geräuschkullisse raschelnder Gräßer, peitschenden Windes und der Explosionen des Tavurvurs unter der Südflanke meines Berges. An eine Aussicht auf diesen war bei den Sicht- und Wegverhältnissen in der Nacht leider nicht zu denken. Kurz vor Sonnenaufgang hatte ich dann aber die Gelegenheit mein Zelt zu verlassen und mich durch eine Art Märchen-Nebelwald im alten Krater des Kombius zur Südflanke durch zuschlagen und in der aufgehenden Sonne die glühenden Brocken zu sehen, die Tavurvurs Flanken hinunter kullerten.

Das war die Strapazen alle mal wert. Noch schnell ein paar Poserfotos mit MSR Zelt für den Steppenwolf und auf dem Weg ins Tal im Busch noch schnell eine Kulau (frische Kokosnuss) zur Erfrischung.

Adventures sponsored by Relags Tuntenhausen!

Touristen Guide

Ich mache mich inzwischen ganz gut als Touristen Führer. Sei es für Gruppen, die hier täglich im Observatorium rein schneien oder wie neulich, gebucht von einem Hotel in der Stadt, auf einer Motorboot-Tour zum Vulkan. Tavurvur hat dabei all seine Fähigkeiten als Entertainer bewiesen und brach nach einer einstündigen Ruhepause genau in dem Moment aus als wir uns an seiner Flanke befanden um nach Megapoden Ausschau zu halten. Diese verrückten schwarzen Vögel legen lang gestreckte Eier der doppelten Größe eines Hühnereis. Die Eier vergraben sie mit Vorliebe im heißen Sand rund um den Vulkan und lassen ihn damit das Brüten übernehmen. Die Einheimischen von Matupit Island haben das natürlich längst für sich entdeckt und graben die Eier bis in einer Tiefe von etwa 50 cm aus und verkaufen sie auf dem Markt. Ein Spiegelei füllt angeblich eine ganze Pfanne aus, nicht nur meine WG wäre da neidisch...

Tavurvur indess schreckte mit seiner Explosion alle Vögel aus ihrem Versteck auf, so dass wir nicht weiter suchen mussten. Das war aber in diesem Moment auch ganz egal. Mit Blöcken und Bomben von der Größe eines Kleinwagens meldete sich der Vulkan so eindrucksvoll zurück, dass für die Touristen alles andere uninteressant wurde und der Student aus Germany stand auf einmal im Mittelpunkt. Vll. sollte ich als Tourist Guide auf einem der großen Kreuzfahrtschiffe anheuern, die hier im Südpazifik eine Vulkaninsel nach der anderen ansteuern. Auf dem letzten Boot hatten sie aber leider nur eine Stelle als Tellerwäscher zu vergeben...

Krank ...

Ich sitze nun schon seit einiger Zeit hier im Observatorium und warte auf meine Blutuntersuchung von heute morgen.

Was ist geschehen?

Seit Freitag habe ich eine fiese Grippe die mich mit Husten, Schnupfen Kopfweh und Fieber plagt. Wer sich fragt, wie das in den Tropen geschehen kann, der soll sich hier mal unter die ständig auf 18° getrimmten Klimaanlagen stellen. Der Staub in der Luft und die vielen hustenden Kinder mit denen ich in den letzten Wochen gespielt haben tun da sicher ihr übriges...

Aber da ich nun halt schon seit vier Tagen auch Fieber habe, wenn auch nicht besonders hoch liegt der Verdacht einer Malaria natürlich nahe. Auch wenn die anderen Symptome noch fehlen, aber Malaria macht ja sowieso was sie will.

Ich war also heute im 7 km entfernten Nonga Hospital. Für ein Krankenhaus in der dritten Welt muss ich sagen, dass es da doch sehr gut organisiert und recht hygienisch zu ging. Frische Einmalspritzen, Handschuhe, Desinfektionsmittel, nette Ärzte und und und. Nur leider fiel dann mal wieder der Strom aus. Blackouts sind hier in Rabaul und Umgebung ja an der Tagesordnung und da der Generator auch seinen Geist aufgegeben hat, weil mal wieder jemand keine Lust hatte ihn zu warten, dauert es halt noch ein paar Stunden bis mein Blut endlich untersucht werden kann und ich dann gegebenenfalls mein Malariamittel ein schmeiße. Derweil tun mir die armen Patienten an den Beatmungsmaschienen leid, im Gegensatz zu ihnen kann ich ruhig warten...

...Das Ergebniss ist da und ich habe keine Malaria!

Also einfach wieder zurück ins Bett und die PNG Grippe ausschlafen.