Samstag, 16. Januar 2010

der cotopaxi




Das Objekt der Begierde, von unserem hostel aus...

Im Schein der Stirnlampen geht es los. 200 Hoehenmeter durch knoecheltiefe Aschenhalden. Nach etwa 1,5 h ist der Boden gefroren, der Gletscher beginnt. Uebermuedet ziehen wir die Steigeisen ueber unsere Schuhe...

zuvor waren wir um 12 uhr Nachts aufgestanden, haben uns muehevoll nach 6 stunden, in denen man kaum ein Auge zu bekommen hat, aus den Schlafsaecken gequaelt,
4 Schichten Kleidung angezogen, die Ausruestung gecheckt...
Eispickel, Steigeisen, proviant, Stirnlampe, Ersatzbatterien, Handschuhe Ueberhandschuhe alles parat.

Ein schneller Imbiss, der nicht die trockenen Kehlen runter will, ein wenig heisser Tee - dann geht es los vom Refugio Jose Ribas (4800m NN) auf den Cotopaxi (5879m NN)- es ist 1 uhr nachts, minus 10 grad, ein eisiger Wind peitscht durch die Luft.
Unter uns erkennen wir zahllosen die Lichter Quitos ueber uns ist es sternenklar.

Nachdem wir den Gletscher erreicht hatten begann der Aufstieg zunaechst leichter zu werden, die Eisen griffen gut im frischen Schnee, der den Gletscher bedeckte, einige Vorspruenge gaben Windschatten.

Nach etwa 3 Stunden und nun etwa 5400m wird es jedoch immer steiler, die Gletscherspalten haeufiger, der wind eisiger. inzwischen peitschen uns kleine eiskristalle ins gesicht, die Eisen greifen zwar, doch jeder Schritt ist durch die steilen flanken eine Ueberwindung wert. Mein rechter Fuss friet - der dicke Zeh ruehrt sich kaum noch (ich glaub da sitzt jetzt ne kleine Forstbeule - danke Falkesocken - von wegen "Expedition"). Mein Magen faengt an zu streiken.

Nach weiteren 300 Hoehenmetern, fuer die wir fast 2,5 h gebraucht haben, glaube ich mich uebergeben zu muessen. Kein Kopfweh aber zemliche Magenprobleme, sowie staendiges Zittern deuten auf die Hoehenkrankheit hin - nicht schon wieder! dabei muesste ich doch gut akklimatisiert sein...


unsere Akklimatisierung auf dem 4700m hohen Ruminaui...



fuer alle geologen, sind das nicht schoene sills und dykes?

Unser Guide mit dem joe und ich die Seilschaft bilden macht mir auch keine Hoffnung. Es gehe noch 250m steil weiter, der Wind wuerde auch nicht besser - man solle umdrehen. Zu diesem Zeitpunkt hat Joe noch Kraft und keine Probleme mit der Hoehe - wir drehen um - ich bin masslos enttaeuscht - kann aber kaum einen Fuss vor den anderen setzten und weiss dass es besser so ist.

Hundert Meter tiefer treffen wir eine andere 2er Gruppe mit Guide - Ich bekomme kaum mit was passiert aber wenig spaeter bin ich mit einem anderen Deutschen angeseilt und Joe mit dessen Partner wieder zurueck auf den Weg zum Gipfel. Von nun an muss ich vorne weg den mueden Deutschen und den Guide nach unten bugsiren. Der Guide muss hinten gehen damit er uns im Falle eines Sturzes abfangen kann. Aber ich hab doch keine Ahnung wo es hier im Schnee langgehen soll...

Wenig spaeter geht die Sonne auf. Wir sind zu diesem Zeitpunkt wohl die einzigen, die den Sonnenaufgang geniesen koennen, die anderen sind auf der Rueckseite des Berges und kommen nicht rechtzeitig auf den Gipfel. Wenigstens dass entschaedigt.

5660m hab ich geschafft - knapp 200m vor dem gipfel aufgegeben. Jetzt geht es mir mit zunehmender Sauerstoffkonzentration beim Abstieg sehr gut und ich geniese den Weg nach unten, auch wenn es noch einige heikle Abschnitte zu ueberqueren geben sollte.

Derweil hat Joe nun eine Seilschaft mit einem besseren Guide. Dieser goennt den beiden endlich eine verdiente Pause in einem windgeschuetzten Bereich zur Energieaufnahme - die haette ich auch gebrauchen koennen. 2h spaeter stehn sie auf dem Gipfel. Ich hab mich fuer ihn gefreut bin aber auch verdammt traurig - aber mein Koerper akklimatisierte an diesem Tag einfach nicht richtig :(

hier noch ein paar bilder vom tag - joes gipfelbilder kommen auch bald...


ganz schoen fertig der typ...



der sonennaufgang - am horizont der 5700m hohe Atisana

2 Kommentare:

PuG hat gesagt…

5660m sind eine tolle Leistung (auch andere Gipfelstürmer haben auf ihren Körper gehört).
LG PuG

JKB MEX hat gesagt…

Ciao Simon,
ja schade Mensch, tut mir Leid, dass das sicher nicht so gelaufen ist, wie Du Dir das vorgestellt hast.Aber vielleicht hast Du ja noch mal ne Chance! Freu mich trotz allem schon auf die Bilder. Und hey - Ihr habt ja bislang eine atemberaubende Tour aufs Parkett gelegt - geil - da kommt fast Neid auf :-) Hat Euch Baños gefallen? Ich mochte die heißen Quellen - entspannt, geh?! So, und wie schauen jetzt die weiteren Pläne aus? Riobamba, Alausi - tren de la nariz del diabolo? Ich freu mich auf weitere Berichte! Beste Grüße aus Bonn - der Schnee ist weg - ich kann dann wohl auch bald über den Atlantik wegbewegen!

Beste Grüße an Euch beide. Und weiter auf den Körper hörn - der weiß schon, was er will.

Ciaooo!