Donnerstag, 28. Januar 2010

Busfahren in Ecuador

Immer nur berichten was wir hier grade machen, wo wir hier morgen sein werden und und und...
Warum nicht mal Geschichten aus dem ecuadorianischen Alltag? Ich spreche zwar immer noch leidlich Spanisch und kann den Leuten die Geschihten leider nicht erfragen aber ich bin ein aufmerksamer Zuschauer und so kann ich beschreiben was ich auf den Strassen sehe, denn hier spielt sich das Leben in diesem quirligen Land ab.

Im Bus zum Beispiel. Da gibt es endlos viele Busunternehmen mit farbenfrohen, recht modernen Grossraumbussen, die in einem wirklich modernen geordneten System fast alle Ortschaften in regelmaesigen Abstaenden miteinander verbinden. Will man mit, geht man entweder zu einem der grossen Busterminals, wo man an Fahrkartenschaltern ein Ticket loest oder man wartet einfach am Strassenrand auf den naechsten Bus, winkt, ruft dem Beifahrer, der in der verlangsamenden Fahrt seinen Kopf aus der Tuer steckt sein Ziel zu und steigt dann schnell ein.

Am Busbahnhof angekommen muss man sich eigentlich um gar nichts kummern, kleine Boten flitzen, den Zielort ihres Busunternehmens in schnellem Stakkato rufend durch die Hallen und lotsen so ihre potentille Kundschaft in sekundenschnelle zum richtigen Bus. Im Bus macht es sich der Ecuadorianer schnell bequem. Die Sitze werden angewinkelt, die Habseeligkeiten ausgebreitet und dieverse kleine Familienmitglieder auf den Schoessen verteilt. Extra Sitzplaetze besetzen fuer die Kleinen ist nicht drin, denn abgefahren wird in der Regel erst wenn der Bus bis auf den letzten Platz gefuellt ist.
Derweil dudeln froehlich/traurige spanische Schnulzenschlager in Tornadolautstaerke aus den Lautsprechern und die Fenster werden alle fest verrammelt oder aufgerissen, je nachdem ob man im kalten Hochland oder an der warmen Kueste ist.

Sucht man ein Gespraechsthema mit einem Ecudorianer, ist man immer gut beraten darueber zu reden wie kalt es grade ist und wo es noch kaelter gerade ist. Das ganze wird mit einem gespielten froesteln und einem "mas friooo!!!" quitiert - unvierselle Voelkersprache :) - Jaja der Ecuadorianer friert nicht gern - kein Wunder dass hier der Ursprung des warmen Alpaca Ponchos liegt...

Ist der Bus aus der Stadt herausgefahren beginnen auf einmal an den Strassenecken fliegende Haendler in die Busse einzusteigen. Die schnellen unter ihnen preisen Eis, gebratenes Fleisch oder Bananen oder Getraenke an. Dazu flitzen sie einmal durch den engen Busgang voll beladen mit Ware und rufen diese mit samt Preis mit einem Tempo entgegen, dass man einfach gewillt ist schnell zuzugreifen bevor die Chance vorbei ist und sie 500m weiter bei verlangsamter Fahrt wieder aus dem Bus springen.
Die langsamen und gewieftetsten hingegen steigen ein, bitten um Abschaltung des Radios und beginnen dann mit ihrer Show:
In lang ausholender Rede wird jetzt das neue Wunderprodukt, dass nur heute in diesem Bus zu erwerben sein wird angepriesen. Besonders die Herren sollten jetzt aufpassen, denn ihre Damen werden sie damit zur gluecklichsten Señora in ganz Ecuador machen.
Nach etwa 15 minuten Geschwafel ueber die Vorteile des produktes wird dann endlich aus einer Bauchtasche das ersehnte gezueckt. meist billiger Kunstschmuck mit kitschigen herz und Delfinformen. JEtzt bekommt jeder eins dieser Wunderschmuckstuecke in die hand, potentille kauefer haben jetzt schon mal eine Verhandlungsgrundlage weniger und sind noch eher gewillt es zu kaufen. Ein weiterer Salmon ueber die tolle Verabeitung und dne nur heute geltenden Aktionspreis wird gereicht zusammen mit Ovationen fuer die ersten schwach gewordenen Kauefer. Das sport natuerlkich zum kauf an, zumal die Latinaherzen grade beim Halten des Billigschmucks hoeher schlagen. uns so verkauft das Schlitzohr nach etwa einer halben Stunde doch tatsaechlich mindestens 10 Schmuckstuecke zu einem Vielfachen seines Einkaufspreises und verlaesst den bus wieder - die halbe Stunde fahrt gabs fuer ihn dann auch noch kostenlos:)

Kurz darauf wird dann in der Regel der Fernseher im bus eingeschaltet. Es gibt entweder uebertrieben laute Kinderulkgeschichten oder, deutlich haeufiger, ohrenbetaeubende Mord-, Explosions- oder Weltuntergangsszenarien. Der Suedamerikaner hats halt gerne laut, wer will denn schon im Bus Lesen oder Ruhen???
Die Sprache spielt bei den Filmen uebrigens keine Rolle, Englisch Spanisch, Englisch mit russischen Untertiteln? kein Problem - Gewalt und Krach sind universal zu verstehen. Buecher? Fehlanzeige! Man laesst sich halt gerne bedudeln - vll ist das
Leben dann einfacher zu ertragen...

Bezahlt wir uebrigens eher nach Zeit als nach Entfernung - bisher etwa 1 Dollar / Stunde. Wer im Bus kauft faehrt guenstiger... Warum? Dann geht das Geld meist nicht an die Bus Company, oder die flinken Botenjungs im Terminal, sondern direkt in die Taschen von Fahrer und Beifahrer - ein gutes Geschaeft fuer jeden also...

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